Erinnerungen an die Studentenzeit

Stand 2011 | Autor: Detlef Schmegel

"Schulweg"

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Als die Straßenbahn dreihundert Meter zurückgelegt hatte, konnte man rechts auf den alten Markt den "Eulenspiegelbrunnen", den "Magdeburger Reiter" und natürlich das Rathaus sehen.
Das Rathaus, im Hintergrund die Johanniskirche mit nur einer Turmspitze Nach fünfzig Metern kam rechts die Lebensmittelverkaufsstelle "Ratswaage" (siehe Bild), links das "Wildbretstübel", rechts die "Otto von Guericke Buchhandlung" und das "Haus des Lehrers" mit dem beliebten "Studentenkeller", in dem wir so manchen Abend verbrachten. Haus des Lehrers', 'Guericke- Buchhandlung' und 'Ratswaage Auf der linken Seite war dann das 'bulgarische Nationalitätenrestaurant' "Pliska", in dem wir auch oft saßen, tranken und erzählten. Das Pliska hatte ein sehr illustres Publikum. Neben den Studenten sah man dort auch oft Professoren und nach Vorstellungsende die Schauspieler und -besonders interessant- die Schauspielerinnen und Tänzerinnen des benachbarten Theaters. Der alte 'Bieruthplatz'mit Blick auf unser Gebäude G Vor dem Theater befand sich ein altes Kaufhaus. In der obersten Etage gab es einen Imbiss, in dem wir uns oft vor der Freitagabend-Vorlesung im Hörsaal 2 noch mit Bier und einer Bockwurst stärkten. Die stickige Luft im Auditorium, besonders aber das Bier hatte dann wenig später eine stark einschläfernde Wirkung. Das letzte Gebäude auf der Seite war das Maxim-Gorki-Theater direkt am "Boleslaw-Bierut-Platz", heute "Universitätsplatz". Rechts neben dem Theater auf der anderen Straßenseite sah man große alte Gebaude, die offensichtlich die Bombennacht überlebt hatten. Auffällig war der Schornstein. Das war die "Fachschule für Maschinenbau und Elektrotechnik" am Krökentor. Dort nutzten wir vorwiegend den Hörsaal 2. Den dortigen Studentenclub "Pferdestall" kenne ich allerdings nur vom hörensagen.




Das nebenstehende Bild stammt von 1953. Links sieht man das Theater, rechts die Fachschule am Krökentor. Die Fahrzeuge vorn fuhren offensichtlich auf der Walther-Rathenau-Straße. Der Fotograf muß an der Stelle gestanden haben, wo später das große Hochschulgebäude "N" errichtet wurde. 1971 waren die riesigen Trümmerberge allerdings lange verschwunden. Fernmeldeamt Die Bahn bog nun rechts ab in die "Walther-Rathenau-Straße". Das war die "Fernverkehrsstraße 1" (F1) später "Bundesstraße 1" (B1) vorher "Reichsstraße 1". An der "1" erkennt man die Bedeutung eines fast 1400 km langen Verkehrsweges, der einmal holländisches Gebiet, westlich von Aachen mit Königsberg verbunden hat. Rechts einige hundert Meter entfernt befindet sich noch heute das Fernmeldeamt, ein Gebäude aus den Zwanziger Jahren. Noch ein paar Meter, dann war die Kreuzung - "Gustav-Adolf-Straße" erreicht. Auf der Ecke links der Kreuzung befand sich das große Hochschulwohnheim Nr.1. Schräg gegenüber die Reste der Kaserne 'Mark'. Kaserne Mark kaserne_mark.jpg Ein Bestandteil der früheren Festungsanlagen, die als stärkste preußische Festung in die Geschichte eingegangen ist, woran Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, besser bekannt als der 'Alte Dessauer' einen großen Anteil hatte. Link zur interessanten Magdeburger Festungsseite hier Heute wird das Gelände mit den imposanten Gemäuern für Veranstaltungen genutzt. Interessantes dazu ---> hier Das Hochschulgebäude N Quietschend, wie in allen Kurven ging es nun nach links in die "Pfälzer Straße". Manchmal musste der Fahrer auch aussteigen und mit einem großen Schlüssel die Weiche stellen. Geradeaus fuhr die "6" in Richtung "Herrenkrug" Bis zur Haltestelle waren es nur noch einige hundert Meter. Wir waren schon mitten drin im Hochschulgelände. Rechts lag die Mensa, die jeder lesekundige sofort als solche erkannte, denn es stand in grossen schwarzen Buchstaben dran. Wenn man den Kopf weg von der Mensa in die andere Richtung drehte, dann sah man neben den neuen Gebäuden der Schule, die schon nicht mehr so neu aussahen, einige alte. Diese wurden zufällig an den Stellen gebaut, wo 1945 der ziemlich dichte Bombenteppich Lücken hatte. Da Büro- bzw. Wohnraum knapp war wurden diese über siebzigjährigen "Überlebenden" irgendwie rekonstruiert und für den Schubetrieb genutzt. Die Spuren des Krieges waren fast überall gegenwärtig. Die Bahn hielt und die ganze Meute stieg in Höhe der Mensa aus. Die Wohnheime waren schon zu sehen.   weiter